Geschichte der Pfarre Straden
Mit der beginnenden Völkerwanderung und den damit verbundenen kriegerischen Ereignissen kam es zu einem großen Bevölkerungsrückgang. Aus einstiger Kulturlandschaft wurde wieder Naturlandschaft mit Wäldern, Sümpfen und Ödland.
Um das Jahr 500 wanderten Slawen in große Teile der heutigen Steiermark ein.
Mit dem Sieg über die Ungarn 955 und der Festlegung der steirisch‑ungarischen Grenze an der Lafnitz 1043 begann die neuerliche Besiedlung der bis 1180 zum Herzogtum Bayern gehörenden Südoststeiermark durch bayrische Bevölkerung.
Vom ersten Kirchenbau aus dem 11./12. Jahrhundert dürften jene Flechtwerksteine stammen, die heute in der Sebastianikirche zu sehen sind.
Als erster Pfarrer von Straden wird "Henricus de Merin" 1188 in einer Urkunde des Salzburger Erzbischofs genannt.
1265 wurde das Dorf Marktl als zur Burg Merin gehörender Markt als "forum Merein" erstmals urkundlich erwähnt. Durch die ständigen Bedrohungen aus dem Osten konnten sich Handel und Gewerbe nicht richtig entfalten. Nun wurde die Kirche in Marktl aufgelassen und auf den Berg verlegt.
Erst im 15. Jahrhundert wurde für Merin der Name Straden üblich.
Um 1460 zerstörte ein Brand die älteste Kirchenanlage von Straden.
Zwischen 1480 und 1525 erfolgte der Neubau der Pfarrkirche im gotischen Stil. Aus dieser Zeit stammt die "Himmelsbergerin", eine Statue Maria mit dem Kind. Mit der Gründung der Sebastianibruderschaft 1517 dürfte der Bau bzw. Umbau der südlich der Pfarrkirche gelegenen Doppelkirche St. Sebastian/Schmerzhafte Muttergottes zusammenhängen, die bis ins 17. Jahrhundert als Karner Verwendung fand. Gleichzeitig wurde mit der Errichtung einer ca. 10 m hohen Wehrmauer Straden zum Tabor ausgebaut, der der Bevölkerung bei Feindeinfällen Schutz bieten sollte. 1605 setzten sich die Stradener erfolgreich gegen die Hajducken zur Wehr.
Straden als Mittelpunkt eines ausgedehnten Pfarrgebietes hatte eine bedeutende Stellung als Marktort inne. Seit 1527 ist eine Pfarrschule eingerichtet.
Ab dem 17. Jahrhundert ist die Wallfahrt zur "Maria am Himmelsberg" nachweisbar, die ebenso wie die steigende Pfarrbevölkerung den Bau der Florianikirche am sogenannten „Pur ‑ oder Buchberg" notwendig machte. Der südoststeirische Grenzraum hatte besonders schwer unter den Einfällen der Kuruzzen (ungarischer Aufständischer) von 1704‑1706 zu leiden.
In den letzten Kriegstagen 1945 wurde Straden als unmittelbares Frontgebiet schwer in Mitleidenschaft gezogen. Straden mit dem zerstörten Kirchturm und den zerschossenen Häusern bot einen trostlosen Anblick.
Im ersten Nachkriegsjahrzehnt dominierte ein ungeheurer Aufbauwille.
Zur Jahrtausendwende präsentiert sich der weitum durch seine vier Kirchen und drei Kirchtürme bekannte Ort als wahres Schmuckstück. Jeder, der die Anhöhe per Auto, Fahrrad oder zu Fuß erklommen hat, wird durch eine herrliche Fernsicht bis zum Donati belohnt. Das milde Klima begünstigt den Reifeprozeß vieler Früchte.
aus: "Geschichtliche Notizen zur Pfarre Straden"
von Dr. Christa Schillinger